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Leuchtende Nachtwolken bis weit nach Süden

Leuchtende Nachtwolken bis weit nach Süden

In den Sommermonaten kann man in manchen Nächten lange nach Sonnenuntergang weit im Norden dünne, weiß bis bläulich schimmernde Wolken beobachten. Es handelt sich dabei um Leuchtende Nachtwolken. Am Sonntagabend gab es sehr ausgeprägte Exemplare in weiten Teilen Mitteleuropas zu sehen.

Leuchtende Nachtwolken (auch „NLC “ von engl. noctilucent clouds) sind weißlich bis bläulich leuchtende Wolken, welche sich deutlich vom fast dunklen Himmel am Ende der langen Dämmerung im Sommer abheben. Während sich alle anderen Wolken nur bis in 10 oder vereinzelt 15 km Höhe erstrecken, befinden sich Leuchtende Nachtwolken in einer Höhe von 80 bis 85 km. Die Sonne sinkt in Mitteleuropa im Sommer nur langsam und nicht allzuweit unter den Nordwesthorizont. Damit bescheint die Sonne auch lange nach Sonnenuntergang von schräg unten diese Wolken, wobei der Himmel gleichzeitig schon dunkel ist. Während derartige optische Erscheinungen in Deutschland keine allzu große Seltenheit sind, kann man sie weiter südlich in der Schweiz oder Österreich nur selten beobachten, besonders in der gestrigen Ausprägung:

Leuchtende Nachtwolken über Dornbirn @ https://www.foto-webcam.eu/webcam/dornbirn/
Leuchtende Nachtwolken über Feldkirch @ https://www.foto-webcam.eu/webcam/feldkirch
Leuchtende Nachtwolken über Brunn am Gebirge @ SCA – Storm Science Austria

Etwa von Mitte Mai bis Mitte August lassen sich die Leuchtenden Nachtwolken beobachten, am häufigsten treten sie im Juni und Juli auf. Um sie zu sehen, braucht man einen möglichst freien Blick nach Norden bis Nordwesten, eine einigermaßen dunkle Umgebung und einen ansonsten weitgehend wolkenlosen Himmel. Sie lassen sich etwa ein bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang und ebenso vor Sonnenaufgang beobachten. Allerdings sind sie bei weitem nicht in jeder klaren Nacht zu sehen, da es in großen Höhen nur selten Wolken gibt. An klaren Sommerabenden lohnt es sich aber immer wieder einen Blick in Richtung Nordwesten zu werfen.

Entstehung

Leuchtende Nachtwolken bestehen, ähnlich wie Cirruswolken, aus Eiskristallen. Sie bilden sich am Oberrand der Mesosphäre, so nennt man die Atmosphärenschicht in 50 bis 80 km Höhe, diese befindet sich oberhalb der bekannteren Stratosphäre. Dort kann die Temperatur gelegentlich von den üblichen -85 Grad bis auf -140 Grad absinken, nur dann ist es für die Bildung von Leuchtenden Nachtwolken kalt genug. Die zur Bildung der Eiskristalle nötigen Staubpartikel stammen hauptsächlich aus den Resten verglühter Sternschnuppen.

 

Titelbild: Leuchtende Nachtwolken über Wien-Siebenhirten @ SCA – Storm Science Austria